In der Messfeier folgt auf das Vater Unser der Gemeinde ein kurzes Gebet des Priesters: („Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater,…“); darauf der Lobpreis der Gemeinde: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“
Dieser Einschub wird „Embolismus“ genannt, eine rein formale Bezeichnung, denn das ist das griechische Wort für „Einschub“. Er ist sehr alt und geht möglicherweise auf die Zeit Leos des Großen (440-461), also auf das fünfte Jahrhundert zurück. Dies ist die Zeit der Völkerwanderung, also eine Zeit des Leids und der kriegerischen Auseinandersetzungen. Da lag es besonders nahe, Gott betont um die Bewahrung „von allem Bösen“ und um Frieden zu bitten. Damit knüpfen die Beter unmittelbar an die Vater Unser-Bitte „erlöse uns von dem Bösen“ an, so dass sich diese allgemeine Aussage auf die konkrete Erfahrung des Bösen im Alltag hin konkretisiert.
Die Abschlussakklamation des Volkes („Denn Dein ist das Reich…“) stammt aus der allerältesten Liturgie, manche Bibelhandschriften haben sie sogar im Bibeltext nach dem Vater Unser Jesu (nach Mt 6,13) eingefügt. Diese Akklamation gibt dem Vater Unser einen hymnischen Abschluss – fasst es gleichsam zusammen. Sie ist altchristliche Tradition, die später besonders im evangelischen Bereich (teilweise sogar als Identitätsfaktor) verwendet wurde. Heute sind wir (seit dem II. Vatikanischen Konzil) eingeladen, diese Akklamation auch außerhalb der Messe in ökumenischer Verbundenheit dem Herrengebet anzuschließen.