Friedensgruß

Der Friedensgruß hat eine lange Geschichte – er wurde in urchristlichen Liturgien vollzogen. Als es später üblich wurde, dass manche Mitfeiernden nicht kommunizierten und daher höflichkeitshalber vorher (zum Friedensgruß) die Kirche verließen, hatte er auch einen (schluss)segnenden Charakter.

Eine Urverankerung kreiert Jesus selbst: „Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe“ (Mt 5,23f).

In manchen Traditionen (Justin u.a.) wurde er an der Schnittstelle zwischen Wortgottesdienst und Eucharistiefeier, d.h. nach den Fürbitten vollzogen. Auch die Planungen für die nächste Ausgabe des Kath. Messbuches haben zwischenzeitlich überlegt, den Friedensgruß (dann zusammengelegt mit dem Bußakt) an dieser Stelle zu legen: Nach dem Hören des Wortes Gotts bzw. dadurch motiviert sehen wir eigene Verfehlungen ein, bekennen sie (Bußakt) und versöhnen uns als Konsequenz daraus untereinander (Friedensgruß)

Der Vorteil der jetzigen Stellung ist, dass dadurch der von Gott gewirkte Frieden besser zum Ausdruck kommt: Jesus sagt bei seiner Auferstehung „Friede sei mit euch!“ (Lk24,36) – er spricht von einem Frieden, den nicht die Welt geben kann (die tägliche Realität zeigt es), sondern einem, den nur er zu schenken vermag (Jh 14,27) – daher dieser von Gott gewirkte Frieden nach dem Hochgebet; nicht wir machen Frieden, sondern bekommen ihn von Gott geschenkt.

Der Friedensritus hat drei Teile: Gebet um den Frieden Gottes durch den Priester – Friedenswunsch des Priesters und Antwort der Gemeinde – Friedensgruß untereinander.

Das „Wie“ des Friedensgrußes kann vielfältig sein: In unserer Kultur ist der Handschlag wohl der stimmigste Ausdruck, in Pandemiezeiten ist ein einander Anblicken und Zunicken wohl sinnvoller (und es gehört zum mitmenschlichem Taktgefühl, jemandem, die/der augenscheinlich lieber zunickt, als die Hand zu reichen, sorgsam auch zu anderen Zeiten zu entsprechen). Eng Vertraute werden sich wohl umarmen, … – die Form macht’s nicht, sondern die innere Beteiligung.

Der Friedensgruß hilft, dass der Gottesdienst nicht zum frommen Ritual degeneriert – sondern echt ins Leben eingreift und sich auswirkt: Wenn ich – nach einem Konflikt – meiner/m Ehepartner/in einen ehrlichen Kuss gebe, dem „schwierigen“ Gemeindemitglied „trotzdem“ die Hand reiche, ausgegrenzte Menschen ehrlich in die Augen blicke und ihr/ihm den Frieden Gottes „handgreiflich“ erlebbar mache, in krisenhaften Umständen im Frieden Jesu zusammen finde … – Gottesdienst greift ins Leben und ist kein lebensentzogenes Tun daran vorbei…

Und wenn’s dann lauter und bewegter wird (nicht nur in Kindergottesdiensten): Na und?! Gott ist in bewegter Zuwendung sicher intensiver da, als in manch aufgesetzter Stille…. – danach haben wir Zeit uns zu sammeln, bevor wir uns intensiv auf das Brotbrechen konzentrieren…